...oder „Scheisse, das war heut´ nicht mein Tag!“
Da ich heute Vormittag sowohl von Arbeit, als auch von meiner besseren Hälfte, „befreit“ war, beschloss ich spontan eine „schöne“ MTB-Runde zu drehen. Ohne Zeitdruck fahren bis der Arzt kommt (was mir zu meinem Glück erspart blieb).
Ich startete also gutgelaunt Richtung Klinkumer Wald. Von dort ging es übers Feld nach Arsbeck. Hier kam es zu ersten Irritationen (irgendwer hat die Feldwege umstrukturiert oder liegt das an meinem Karma?). In Arsbeck an der Kirche vorbei, die Stufen an der Schule runter und ab in den Wald. Den kleinen Singletrail Richtung Wasserturm fahrend genoss ich die Einsamkeit des frühen Samstagmorgen. Doch plötzlich wurde ich hinter einer Kehre zur Vollbremsung gezwungen. Ein Baumstamm lag mitten auf dem Weg und ich konnte nur Dank eines beherzten Manövers einen Abflug verhindern. Schmerzhaft war es trotzdem, war mir doch der Lenker vors Bein geschlagen. Ich beschloss den Baumstamm auf Seite zu rollen, damit die Nachwelt nicht vor das gleiche Problem gestellt wird. Weiter ging es nach Dalheim bei MO vorbei. Ich hatte vor, den Waldweg parallel zur Bahn zu fahren, schön auf und ab. Als Einstieg wählte ich einen kleinen Pfad, den ich noch nie gefahren war. Eine Wurzel stoppte meinen Aufwärtsdrang jedoch jäh. Abgestiegen hörte ich ein lautes „pffffiiittt“, und mir war sofort klar, dass sich soeben mein Hinterreifen schlagartig der gesamten Luft entledigt hatte.
Ein kurzer Blick auf den Waldboden zeigte warum - Glas. Ich schob das Fahrrad runter auf die Straße und begann mit der Reparatur. Mantel und Schlauch wiesen so große Löcher auf, dass glatt ein Kugelschreiber durchgepasst hätte. Beim Versuch den neuen Schlauch aufzupumpen, musste ich feststellen, dass die kleine Markenluftpumpe, die ich immer mitführe nicht ihren Zweck erfüllte. Gott sei Dank kam ein hilfsbereiter Tourenfahrer vorbei und bot mir Hilfe an. Er fuhr kurz nach Hause, was in Dalheim lag, um eine Pumpe zu holen. Derweil bereitete ich den Reifen vor. Als der nette Mensch dann endlich kam - er hatte seine normale Luftpumpe nicht finden können, und kam deshalb mit einer Standluftpumpe an - war mein Reifen schnell aufgepumpt und die Fahrt ging weiter. Der hilfsbereite Mitmensch setzte seine Fahrt übrigens mit der Standpumpe im Gepäck fort - nochmals vielen Dank! Etwas nachdenklich, ob der beiden Vorfälle und der Tatsache, dass ich jetzt keinen Ersatzschlauch mehr hatte, setzte ich meine Fahrt fort. Ich wollte eine Runde ums St. Ludwig Kloster drehen. Bei einer verwurzelten Trailabfahrt merkte ich, wie sich meine Windjacke (war hinten in meiner Trikottasche) in einem tief hängenden Ast, den ich unterfahren wollte, hängenblieb. Während ich noch immer im bergab-Modus war, versuchte ich den Sitz der Jacke zu prüfen. Falscher Fehler! Einhändig fahrend streifte ich einen herumliegenden Ast, was einen „upps die Pannenshow“ mäßigen Abflug zur folge hatte. (Diejenigen die öfter mit mir fahren kennen das ja schon) Nachdem ich alle Knochen und Gelenke durchgezählt und auf ihre Funktionstüchtigkeit überprüft hatte, setzte ich die Fahrt fort. Ich hatte beschlossen nur noch eine kleine Runde zu drehen, da die Vorzeichen ja nicht allzu gut waren. Beim Versuch das St.Ludwig Gelände zu befahren, musste ich feststellen, dass der von mir gewählte Weg seinem Namen alle Ehre machte, er war nämlich „Weg“. Bei der Wahl des alternativen Zugangs, war ich, wie sollte es anders sein, nicht wirklich glücklich. Nachdem ich vorsichtshalber abgestiegen war, kam ich nicht mehr in die Pedale. Ich suchte mir einen gemütlich Sitz, prüfte ob es nicht irgendwelche Ameisenhügel oder ähnliches in der Nähe gab und ging der Sache auf den Grund. Eine Schraube meiner Cleats hatte sich verabschiedet. Ich reinigte die ganze Sache justierte den Cleat neu und zog die verbleibende Schraube an, so fest es ging.
Wirklich bedient beschloss ich an 6 Eichen vorbei Richtung Golfplatz Merbeck über die Waldautobahn nach Hause zu fahren und mich ins Bett zu legen. Das wäre jetzt aber zu einfach gewesen. Noch bevor ich die B221 erreichte machte mir einer neuerliches pfft, pfft ,pfft zu schaffen. Immer wenn ich anhielt, war das Geräusch weg, setzte ich meine Fahrt fort, ging es wieder von Vorne los. Mir schwante Schlimmes. Ich beschloss so zügig wie möglich und so weit wie möglich zu fahren bevor dem Reifen erneut die Luft ausging. In dem Fall war es die kreuzende B221. Da war die Luft raus, schon wieder. Ein Versuch den Reifen wieder zu beleben und die Prozedur gegebenenfalls zu wiederholen, erwies sich, auch Dank der Superpumpe, als zwecklos. Nach kurzem Überlegen erinnerte ich mich an eine Ausgabe der Mountainbike Zeitung, in der in einem solchen Fall das Auffüllen des Mantels mit Gras oder Heu empfohlen wird. Ich beschloss es auszuprobieren. Was soll ich sagen - es hat nicht funktioniert. Aber es hätte funktionieren können, wenn ich bereit gewesen wäre den Hungertod von mindestens fünf Rindern zu verantworten. Teils aus Resignation, teils aus Angst vor militanten Tierschützern, verwarf ich die Idee.
Ich beschloss mein Rad nach Hause zu schieben, bzw. kam meine Frau mir noch ein Stück entgegen, um mich samt Rad aufzulesen. Zu Hause versuchte ich dann das Fahrrad wieder zu flicken, um für die nächste Fahrt gerüstet zu sein. Der Schlauch, den ich dafür verwenden wollte, war übrigens auch kaputt. Ja nee, is klar ne!?