Marco`s Alpencross

Garmisch Patenkirchen - Riva del Garda

Nach monatelangen Vorbereitungen war es endlich soweit. Ich stand mit meinem Fully auf dem Parkplatz der Kreuzeck – Alpspitzbahn, bei Garmisch Patenkirchen. Mein Gepäck war gerade in einem Transporter verschwunden und jetzt schaute ich mit 30 anderen Bikern, bei leichtem, kühlem Regen auf die Karten dreier Routenprofile. Es galt zu entscheiden bei welcher Gruppe ich mitfahre. Nach den Erläuterungen der drei Guides, fiel die Wahl auf die mittlere Variante. Das hieß, dass mich 64 km und 1260 hm von meinem Tagesziel – Imst - trennten.

Nachdem sich alle für eine Tour entschieden hatten fuhren wir los. Es ging heute – wie unser Guide Thomas sagte: „ Erst mal tendenziell bergauf.“ Nicht lange, dann kam der erste Anstieg, 250 hm. Die Regenjacken hatten wir zum Glück vorher ausziehen können, da der Regen aufgehört hatte, denn hier kamen wir schon gut ins Schwitzen. Kurze Verschnaufpause am Eibsee, dann wurden die nächsten 450 hm in Angriff genommen. Nach mehrmaligem An- und Ausziehen der Regenjacken erreichten wir den Fernpass. Hier trieb uns der Wind den Regen ins Gesicht. Der erste Trail wartete jetzt auf uns und wir mussten uns sehr konzentrieren, denn Steine und besonders die Wurzeln waren sehr rutschig. Außerdem hatte ich das Gefühl, dass die Wurzeln mich immer zum Abhang hinleiten wollten. Doch nach zwei Tagen waren die Trails trockener und ich hatte mich an das Gelände gewöhnt. Auch in den folgenden Tagen blieb ich in der mittleren Gruppe. Die Strecken schwankten zwischen 50 – 80 km und 960 – 1700 hm. Das Wetter wurde immer besser, die Aussichten und Panoramen immer grandioser.
Besonders atemberaubend in zweierlei Hinsicht war die Tour zur und durch die Uina – Schlucht. Zuerst führte uns eine Schotterpiste mit teilweise steilen Rampen 700 hm bergauf zur Hütte Uina Dadaint. Nach einer Stärkung folgten wir dem Weg weiter, der immer schmäler wurde und bald nur ein etwa einen halben Meter breiter, verblockter Trail war. Ein Schild kam in Sicht, dass die Weiterfahrt mit dem Rad verbot. Darauf stand zu lesen, dass man sein Bike nur `tragen oder stossen` darf. Ich entschied mich trotz dieser Anweisung erst einmal fürs schieben. Bald standen wir vor einem Gerüstbrett, das als Brücke über einen schmalen Bach diente. Nach der Überquerung musste man das Bike erst mal schultern. Der Weg wurde steil mit hohen Stufen. Jetzt erreichten wir den Teil, den man auch von Fotos kennt. Dieser fast wie eine Röhre aus dem Berg gehauene Weg. Er brachte uns nach einer guten halben Stunde Fußmarsch auf ein Hochplateau. In 2300 Meter Höhe führte uns ein steiniger und immer wieder von schmalen Bächen gekreuzter Weg durch eine sagenhafte Landschaft. Nach einiger Zeit konnten wir sehen, dass das Wasser, dem wir bis jetzt flussaufwärts gefolgt waren, in die andere Richtung abfloss. Wir hatten den Alpenhauptkamm überquert.

 Für mich der Höhepunkt der gesamten Tour, ein einmaliges Gefühl durch diese karge Landschaft zu kurbeln. Nach einer neuen Stärkung auf der Sesvenna Hütte ging es bergab mit zum Teil 60 km / h. Hier wurden die Bremsen so heiß, dass wir zwischendurch anhalten mussten, um sie wieder etwas abzukühlen. Auch dieser Tag ging leider zu Ende, jedoch mit vielen tollen Bildern und Erlebnissen im Kopf. Die folgenden Tage brachten uns zwar kein Hochgebirgs – Feeling mehr, jedoch tolle Trails und eine Fahrt auf einem sogenannten Walweg. Das sind Wege die parallel zu den Bewässerungsgräben an den Berghängen laufen.
 
Von diesen Wegen hat man immer wieder herrliche Blicke ins Tal. So vergingen die Tage bis wir den Gardasee erreichten viel zu schnell. Nach 415 km und 8250 hm war das Ziel - Riva del Garda - erreicht und wurde mit einem Bad im Gardasee belohnt. Das Training hatte sich also gelohnt – besonders wenn es mal wieder tendenziell bergauf ging.